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China – Datong

Datong wird uns vor allem dank unserem ersten Nachtessen in China in bester Erinnerung bleiben. Im Restaurant haben wir ein Menu mit Scheinefleisch ausgewählt. Das haben wir auch bekommen, nur waren die Fleischstücke irgendwie undefinierbar im Geschmack und in der Konsistenz , beim näheren Hingucken haben wir plötzlich bemerkt, dass es Teile im Fleisch hat, die eine unglaubliche Ähnlichkeit mit Darmgewebe oder Magengewebe aufwiesen… aber das Motto lerarning by eating wird uns wohl auch die nächsten Tage noch begleiten… zum Glück hatten wir noch Brot im Zimmer!

Die Chinesen haben übrigens gerade Ferien, das bedeutet überall viele viele viele Leute… aber trotzdem haben wir erfolgeich das hängende Kloster und die Wolkengrat-Grotten besichtigt. Das erste nur von aussen, da die Schlange zum anstehen einfach zu lang war.

Und nun geht es weiter nach Peking.

Solomon Islands IV

Hallo alle zusammen

Es ist wieder an der Zeit, euch News aus von den Salomonen zu senden. Wir haben vieles erlebt, und werden Euch ein paar kleine Muster erzählen.

Also, zuerst etwas zu meinem Spitalalltag: Als Abwechslung habe ich für zwei Wochen auf die Geburtenabteilung gewechselt.

Ich staunte nicht schlecht am ersten Morgen, als ich den Raum voller Frauen in den Wehen sah. Die Krankenschwestern erklärten mir, dass sie pro Tag mindestens 10 Geburten hätten. Und es stimmt, in den 14 Tagen, die ich dort verbrachte, gebärten 144 Frauen ihre kleinen Babys…!

Wie viele wissen, gibt es in der Schweiz 1000 verschiedene Geburtsvorbereitungskurse, man kann auswählen, wie und wo man gebären möchte, und es gibt etliche Möglichkeiten, die Schmerzen während der Geburt zu lindern. Hier gehen die Frauen zwar vor der Geburt in mehrere Kontrollen, kommen dann aber, wenn die Wehen einsetzen, erst kurz vorher ins Spital, laufen bis zur letzten Minute auf der Abteilung herum, gehen in einen der vier Gebärsaele, bekommen ihr Kind, laufen wieder heraus und dürfen sich dann in ein Bett legen, sofern es genügend Platz hat.

Einen Arzt sieht man nie, die Krankenschwestern führen die Geburt selbständig aus. So habe auch ich meine 4 Babys auf die Welt gebracht, und bei einigen mehr assistiert. Ich bin sehr beeindruckt, was die Frauen hier an Schmerzen aushalten, und mit welcher Selbstverständlichkeit sie die Kinder kriegen.

Bemerkung am Rande: Geschrien wird hier während der Geburt praktisch nie, ausser vielleicht bei der ersten Geburt… Kinder kriegen ist hier übrigens klare Frauensache, und deshalb sind Männer tabu auf der Abteilung!

Ja, aber genug vom Spitalalltag, wir haben nähmlich letztes Wochenende tolle Trips gemacht, zusammen mit 6 Medizin-StudentInnen aus England. Am Samstag gings ab ins Landesinnere von Guadalcanal, ca. eine Stunde fuhren wir über holprige Strassen zu einem kleinen, abgeschiedenen Dorf. Der Guide führte uns anschliessend dem Fluss enlang zu einem wunderschönen 63 Meter hohen Wasserfall mit einem Pool. Der Weg dahin war wunderschön! Es war wie im tiefsten Urwald und wir mussten mehrmals durchs den Fluss waten. André hatte eine weitere unwillkommene Begegnung mit einer Monsterspinne, die sich gemütlich vor seinem Kopf abseilte… (zum Glück er, nicht ich)

Unsere Engländer waren optimal ausgerüstet für einen 4-stündigen Walk: sie hatten eine Mineralflasche in der einen, und ein Plasiksäckchen mit einem Minisnack als Lunch in der anderen Hand. Der Weg war sehr glitschig und oft fing man eine Sandale voller Schlamm ein. Jetzt stellt euch diese Nicht-Wander-Gewohnten StudentInnen doch mal bildlich vor……. no comment!

Ok, fertig mit Schmunzeln, der Wasserfall war wirklich unglaublich schön und wir genossen ein kurzes Bad (André genoss es, ich weniger, da es im Wasser Pflanzen hatte, und wer wusste schon was sonst noch alles…) im ziemlich kalten Wasser.

Am Sonntag ging es am Morgen früh los mit einer Fahrt auf die Vulkaninsel Savo Island, circa 1 Stunde Bootsfahrt von Honiara entfernt. Die Studenten tauchten nur noch teilweise auf, ob es den Blasen an den Füssen oder dem Alkohol zuzuschreiben war, ist unklar. Die meisten humpelten jedenfalls bedenklich…

Auf der Fahrt zur Insel begleitete uns ein Schwarm Delphine, und das war genial!! Sie machten eine kleine Vorführung ihrer Künste nur für uns. Auf der Insel wurden wir Zeugen, dass es tatsächlich eierverbuddelnde Vögel gibt… Sie nennen sich Megapodes und vergraben ihre Eier einen Meter tief im Sand! Dieser Vogel ist nicht etwa gross, nein, kleiner als ein Huhn, aber legt doppelt so grosse Eier. Tolle Leistung!

Doch das eigentlich Schöne war die Wanderung zum Innern des Vulkans. Wir folgten 1,5 Stunden einem kleinen, zuerst warmen, dann je näher wir dem Vulkan kamen, kochenden Bach. Die Vegetation war einmalig, alles grün, einfach fantastisch, nur den Fuss durfte man nicht ins Wasser setzen, und das war zeitweise gar nicht so einfach. André kann dies bezeugen, sein grosser Zeh sieht nämlich immer noch leicht geschmort aus! Die Temperatur ganz oben beim Vulkan war ziemlich schweisstreibend….(nicht, dass wir vorher nicht geschwitzt hätten vom Laufen) Überall kam heisses Wasser aus den Felsen, und es roch nach Schwefel.

Auch hier eine kleine Anekdote zu unseren Engländern: Das Plastiksäckli war auch hier dabei, aber das Wasser fehlte ganz…

Zum Schluss muss ich eingestehen: André und ich hatten zwar keine Blasen, nie Durst oder Hunger, wie die Engländer, aber sonstige Kratzer vom Urwald, die sich massiv entzündeten. So waren schlussendlich wir jene, die die ganze Woche humpelnd umherliefen und dicke Verbände um unsere Fuesse und Beine wickeln mussten…

Unser nächstes Mail wird das letzte von den Salomonen Inseln sein. Aber es wird sicher sehr spannend,weil wir dann von der Unterwasserwelt des angeblich schönsten Tauchgebietes der Welt erzählen können. Vorausgesetzt André besteht den sehr wichtigen Teil seines Tauchkurses, den Nahkampf mit dem weissen Hai…

Herzliche Grüsse von der anderen Seite der Welt senden

Barbara und André

P.S von André: Auf dem einen Foto seht ihr unseren Vulkan-Guide. Auf seiner Schulter trägt er ein Buschmesser mit einem glimmenden Stück Holz dran, welches er immer kurz vor dem Auslöschen ersetzt. Auf meine Frage nach dem Warum antwortet er, dass Streichhölzer fuer ihn als Raucher viel zu teuer sind. Er baut sich sogar seinen eigenen Tabak an, ein wahrer Selbstversorger also… 🙂

Solomon Islands II

Hali Hallo…

Als erstes muss ich euch meine Geschichte mit der Spinne erzählen. Heute Morgen kurz nach sechs torkle ich schläfrig aus meinem Bett auf die Toilette. Kaum abgesessen, erlitt ich den ersten Herzstillstand in meinem Leben…

An der Wand neben mir erblickte ich nämlich eine riiiiiesige Spinne (die verzehrt wahrscheinlich täglich kleine Bärbis!!!). Ich war innert Hundertstelsekunden wieder aus der Toilette gerannt und habe André geweckt. Dieser nahm einen Flug aus dem Bett (Ich weckte ihn nicht so sanft) und schaute sich das Monster selbst an. Und ihr glaubt nicht wie froh ich war, als sogar André sehr beeindruckt war von der Grösse der Spinne (fast so gross wie eine Tarantel, sprich Handflächengrösse!).

Ja, den Weg ins Jenseits hat die Spinne anschliessend an André’s Turnschuhsohlen klebend angetreten… Aber den heutigen Tag verbrachte ich eigentlich nur damit, überall und immer nach Spinnen Ausschau zu halten.

Jetzt aber zurück zum normalen Leben hier in Honiara. Die Salomonesen sind sehr freundliche und ausgeglichene Menschen (ausser unter Alkoholeinfluss, was hier ein grosses Problem ist, wegen der hohen Arbeitslosigkeit). Es gibt drei verschiedene Völkergruppen: die Polynesier, die Melanesier und die Gilbertesier. Sie unterscheiden sich durch leichte Unterschiede der Hautfarbe und der Haare. Die Leute sind eher klein gewachsen und von stämmiger Postur.

Aber das Lustigste sind die Füsse! Die meisten hier tragen keine Schuhe, oder wenn, dann nur Thongs (= Flipflops, haben also nicht die gleiche Bedeutung wie in den USA :-)), und das seit Kindheit. Das hat wohl in der Evolution dazu geführt, das sie mega breite Füsse haben, richtige Flossen. Und vom Barfuss laufen ist die Fusssohle beinahe platt und rund. So ein Vorderfuss kann gut 15 cm breit sein…

Der Lieblingsspruch der Salomonesen ist: ‚we will do it tomorrow‘, und diesen Spruch hört man dann jeweils auch am nächsten Tag… Für uns Schweizer sehr ungewohnt, aber man gewöhnt sich daran, dass hier alles viel viel viel langsamer geht, eben in Solomon Time.

So werden auch die Arbeitszeiten sehr individuell gestaltet! Ich und die Stationsleitung sind immer um 7.00 Uhr da, die anderen trudeln zwischen 7.05 und 9.00 mal ein…. Vorgestern tauchte die Nachtwache nicht auf, was soll’s, macht halt die Pflegehilfe alleine Nachtwache!

Das Spital hat circa 300 bis 400 Betten. Alleine die chirurgische Abteilung, auf der ich arbeite, hat 56 Betten. Das heisst, zwei 24er Zimmer und vier 2er Zimmer. Dazu kommen noch alle Angehörigen, die die Patienten begleiten. Pro Patient ist das mindestens eine Person, manchmal aber auch zwei, drei, oder die ganze Familie!! Die Angehörigen kümmern sich um die Patienten, essen mit ihnen, waschen sie, und schlafen auf dem selben Bett, oder auf einer Bastmatte am Boden.

Man könnte denken, bei so vielen Menschen in einem Raum sei sicher die Hölle los, aber da irrt man sich gewaltig. Niemend beschwert sich, niemend jammert, jeder hilft jedem und Schmerzen ist ein Wort, das man sehr selten zu hören bekommt. Die Schmerzschwelle ist unheimlich hoch, für uns beinahe unglaublich, wenn wir es nicht selbst erleben würden. Leute mit gebrochenen Knochen, frischen Amputationen, schlimmsten tiefen Wunden, kommen beinahe ohne Schmerzmittel aus.

Die Leute kommen oft erst Tage oder Wochen nach schweren Verletzungen ins Spital. Das hat drei Gründe: Erstens, weil der Weg lang ist, zweitens, weil zuerst etwas anderes erledigt werden musste, drittens, weil sie denken, es sei nicht so schlimm. Überspitzt gesagt, muss der Knochen zuerst in eine andere Richtung schauen, bevor sie es als abnormal empfinden. (Ich weiss nicht mal ob man das wirklich als überspitzt bezeichnen kann).

Letze Woche wurde eine Frau gebracht, die aus Eifersucht von ihrem Mann mit einer Axt auf den Kopf geschlagen wurde. Man versuchte die Frau noch zu retten, und führte eine Gehirnoperation durch, aber (GCS von 4, für die Krankenschwestern und ÄrztInnen unter euch), ueberlebte es nur noch einen Tag nach der Operation.

Oder ein Kind kletterte auf einen Mangrovenbaum, und fiel hinunter auf einen Ast. Dieser Ast hatte einen grossen Stachel, welcher das Kind wortwörtlich aufspiesste. Das heisst, er ging beim Gesäss hinein und bei der Lunge wieder heraus!!!!!!! Doch das Unglaubliche ist, der Stachel hat kein ein Organ verletzt ausser der Lunge, scheint einem unmöglich, aber es ist die Wahrheit. Aber keine Angst, nicht jeder Patient hat eine solch haarstraubende Geschichte.

Ich hoffe, dass ihr trotz den Schauergeschichten noch weiterhin unsere Mail lesen werdet.

Nächstes Mal erfahrt ihr, warum viele Einheimische dauernd knallrote Zähne haben, als hätte sie jemand in die Fresse gehauen (das war jetzt ein Satz von André).

Also bis bald

Barbara und Andre