Solomon Islands III

Helo mi fends,

wieder mal ein paar News von den Salomonen… ich hoffe das letzte Mail über das Spital und deren Patienten hat Euch nicht allzu sehr geschockt. Ich bin jedenfalls froh, bin ich nur so ein Computerheini, der vorwiegend mit technischen Viren zu kämpfen hat. Aber auch in meinem Gebiet gibt es allerhand Schockierendes… vor allem die elektrische Verdrahtung erstaunt mich immer wieder. Sie würde in der Schweiz wohl keine Kontrolle überstehen.

Nebst meiner technischen Arbeit, die vor allem darin besteht, die Computer wieder zum laufen und/oder auf den neusten Stand zu bringen, versuche ich auch, das jetzige Informatik-Chaos zu reorganisieren, so dass das Spital für die zukünftigen Informatik-Belange gewappnet ist. Die Sitzungen mit den verantwortlichen Leuten erfordern sehr viel Geduld und Fingerspitzengefuehl. Aber steter Tropfen hölt den Stein, und langsam bewegt sich in dieser Richtung was.

Aber lassen wir das Spital und kommen wir zu den knallroten Zähnen der Salomonesen. Läuft man durch Honiara und schaut auf die Strasse, fragt man sich anfangs, warum überall diese roten Flecken auf dem Randstein sind. Die Frage klärt sich, sobald man von einem Einheimischen angelächelt wird (nein, kein weisses Colgate-Lächeln!): Die Zähne sind oft, falls vorhanden, knallrot. Der Grund ist das sogenannte Betelnut-Chewing.

Obwohl wir es selber nicht probiert haben, hier die Anleitung: Man nehme eine Betelnut (eine rötliche Nuss), ein spezielles Blatt von einer uns unbekannten Pflanze und den Saft einer Limone, stecke das alles zusammen in den Mund und kaue es. Der Effekt: Durch die Mischung aller drei Stoffe entsteht eine berauschende Wirkung, die unter anderem darin besteht, dass der Mund wie gelähmt ist. Tja, und diesen Mix spucken sie uns dann regelmässig vor die Füsse. Eigentlich würden wir es ja gerne probieren, doch würden uns dies unsere Dentalhygieniker wohl nicht verzeihen, wenn wir wieder zurück sind.

A propos Spucken: Anders als bei uns scheint dies hier nicht etwas ‚Unanständiges‘ zu sein. So staunt man zwischendurch nicht schlecht, wenn da so ein zierliches Frauchen plätzlich in aller Lautstärke anfängt zu ‚choderen‘ (gibt es da ein hochdeutsches Wort dafür?), so dass sich alle Weissen im Umkreis von 20m umdrehen. Ein kunstvoll gespuckter Bogenschuss vor ihre eigenen Füsse beendet das Prozedere.

Vielleicht fragt ihr Euch, was wir jeweils an den langen Abenden machen. Schliesslich fehlen uns alle gängigen westlichen Unterhaltungsmöglichkeiten. Nun denn, sehr viel Zeit verbringen wir mit lesen.

Dann natürlich studieren wir unsere Gecko-Familie (Geckos sind kleine Reptilien, die in etwa aussehen wie Eidechsen), welche unser Kiwi-Haus von Insekten befreien. Diese putzigen Tierchen sind wirklich unterhaltend, vor allem dann wenn sie sich gegenseitig bekämpfen und von der Decke fallen. Der Härtetest im Kiwi-Haus besteht darin, nicht zu kreischen, wenn man von einem Gecko getroffen wird…

Für Euch tönt das sicher ziemlich einfältig, oder? Aber immer noch ansprechender als Big Brother und dergleichen…

Weiter ist da noch Joshua, ein Einheimischer, der uns regelmässig beim Nachtessen stört und etwas in beinahe unverständlichem Pidgin-Englisch plappert. Er ist geistig nicht ganz auf der Höhe, was mich aber nicht wundert: er hat mir erzählt, dass Ausserirdische sein Hirn ins All mitgenommen haben. Da muss das Denken ja schwer fallen!

Tja, und zu guter Letzt sorgt unsere Malaria-Prophylaxe jede Nacht für Unterhaltung. Anfangs haben wir uns beide gefragt, warum wir so viel träumen. Schliesslich sagte uns dann ein Medizinstudent, dass dies von den Malaria-Mitteln stamme. Tatsächlich steht in der Beilage, dass als Nebenwirkung vermehrt Träume auftreten können. Sozusagen Gratis Hollywood Blockbuster im Schlaf.

So, das war’s mal wieder. Dieses Mal schicken wir keine Bilder, sondern einen Song einer einheimischen Band, sozusagen volkstümliche Musik von den Solomon Islands (Windows Media Player Format):

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Eine Band hat ca. 20 Mitglieder, ihre Instrumente bestehen nur aus Panflöten, manchmal ergänzt durch kleine Trommeln. Die Panflöten gibts in allen Variationen; am imposantesten sind die ganz grossen: Deren Bambusrohre sind über einen Meter lang und ca. 10cm dick. Die Töne erzeugen sie, indem sie mit einem flachen Gegenstand auf die verschiedenen Rohre schlagen. Oft verwenden sie dazu ihre Schuhe, sprich Flipflops. Natürlich hört man die Musik am besten live: die Reggea- und Ska-Rhytmen sowie die Art des Tanzens verströmen eine Lebensfreude, wie man sie bei uns selten sieht.

so long,

Andre und Barbara

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