Hallo alle zusammen
Es ist wieder an der Zeit, euch News aus von den Salomonen zu senden. Wir haben vieles erlebt, und werden Euch ein paar kleine Muster erzählen.
Also, zuerst etwas zu meinem Spitalalltag: Als Abwechslung habe ich für zwei Wochen auf die Geburtenabteilung gewechselt.
Ich staunte nicht schlecht am ersten Morgen, als ich den Raum voller Frauen in den Wehen sah. Die Krankenschwestern erklärten mir, dass sie pro Tag mindestens 10 Geburten hätten. Und es stimmt, in den 14 Tagen, die ich dort verbrachte, gebärten 144 Frauen ihre kleinen Babys…!
Wie viele wissen, gibt es in der Schweiz 1000 verschiedene Geburtsvorbereitungskurse, man kann auswählen, wie und wo man gebären möchte, und es gibt etliche Möglichkeiten, die Schmerzen während der Geburt zu lindern. Hier gehen die Frauen zwar vor der Geburt in mehrere Kontrollen, kommen dann aber, wenn die Wehen einsetzen, erst kurz vorher ins Spital, laufen bis zur letzten Minute auf der Abteilung herum, gehen in einen der vier Gebärsaele, bekommen ihr Kind, laufen wieder heraus und dürfen sich dann in ein Bett legen, sofern es genügend Platz hat.
Einen Arzt sieht man nie, die Krankenschwestern führen die Geburt selbständig aus. So habe auch ich meine 4 Babys auf die Welt gebracht, und bei einigen mehr assistiert. Ich bin sehr beeindruckt, was die Frauen hier an Schmerzen aushalten, und mit welcher Selbstverständlichkeit sie die Kinder kriegen.
Bemerkung am Rande: Geschrien wird hier während der Geburt praktisch nie, ausser vielleicht bei der ersten Geburt… Kinder kriegen ist hier übrigens klare Frauensache, und deshalb sind Männer tabu auf der Abteilung!
Ja, aber genug vom Spitalalltag, wir haben nähmlich letztes Wochenende tolle Trips gemacht, zusammen mit 6 Medizin-StudentInnen aus England. Am Samstag gings ab ins Landesinnere von Guadalcanal, ca. eine Stunde fuhren wir über holprige Strassen zu einem kleinen, abgeschiedenen Dorf. Der Guide führte uns anschliessend dem Fluss enlang zu einem wunderschönen 63 Meter hohen Wasserfall mit einem Pool. Der Weg dahin war wunderschön! Es war wie im tiefsten Urwald und wir mussten mehrmals durchs den Fluss waten. André hatte eine weitere unwillkommene Begegnung mit einer Monsterspinne, die sich gemütlich vor seinem Kopf abseilte… (zum Glück er, nicht ich)
Unsere Engländer waren optimal ausgerüstet für einen 4-stündigen Walk: sie hatten eine Mineralflasche in der einen, und ein Plasiksäckchen mit einem Minisnack als Lunch in der anderen Hand. Der Weg war sehr glitschig und oft fing man eine Sandale voller Schlamm ein. Jetzt stellt euch diese Nicht-Wander-Gewohnten StudentInnen doch mal bildlich vor……. no comment!
Ok, fertig mit Schmunzeln, der Wasserfall war wirklich unglaublich schön und wir genossen ein kurzes Bad (André genoss es, ich weniger, da es im Wasser Pflanzen hatte, und wer wusste schon was sonst noch alles…) im ziemlich kalten Wasser.
Am Sonntag ging es am Morgen früh los mit einer Fahrt auf die Vulkaninsel Savo Island, circa 1 Stunde Bootsfahrt von Honiara entfernt. Die Studenten tauchten nur noch teilweise auf, ob es den Blasen an den Füssen oder dem Alkohol zuzuschreiben war, ist unklar. Die meisten humpelten jedenfalls bedenklich…
Auf der Fahrt zur Insel begleitete uns ein Schwarm Delphine, und das war genial!! Sie machten eine kleine Vorführung ihrer Künste nur für uns. Auf der Insel wurden wir Zeugen, dass es tatsächlich eierverbuddelnde Vögel gibt… Sie nennen sich Megapodes und vergraben ihre Eier einen Meter tief im Sand! Dieser Vogel ist nicht etwa gross, nein, kleiner als ein Huhn, aber legt doppelt so grosse Eier. Tolle Leistung!
Doch das eigentlich Schöne war die Wanderung zum Innern des Vulkans. Wir folgten 1,5 Stunden einem kleinen, zuerst warmen, dann je näher wir dem Vulkan kamen, kochenden Bach. Die Vegetation war einmalig, alles grün, einfach fantastisch, nur den Fuss durfte man nicht ins Wasser setzen, und das war zeitweise gar nicht so einfach. André kann dies bezeugen, sein grosser Zeh sieht nämlich immer noch leicht geschmort aus! Die Temperatur ganz oben beim Vulkan war ziemlich schweisstreibend….(nicht, dass wir vorher nicht geschwitzt hätten vom Laufen) Überall kam heisses Wasser aus den Felsen, und es roch nach Schwefel.
Auch hier eine kleine Anekdote zu unseren Engländern: Das Plastiksäckli war auch hier dabei, aber das Wasser fehlte ganz…
Zum Schluss muss ich eingestehen: André und ich hatten zwar keine Blasen, nie Durst oder Hunger, wie die Engländer, aber sonstige Kratzer vom Urwald, die sich massiv entzündeten. So waren schlussendlich wir jene, die die ganze Woche humpelnd umherliefen und dicke Verbände um unsere Fuesse und Beine wickeln mussten…
Unser nächstes Mail wird das letzte von den Salomonen Inseln sein. Aber es wird sicher sehr spannend,weil wir dann von der Unterwasserwelt des angeblich schönsten Tauchgebietes der Welt erzählen können. Vorausgesetzt André besteht den sehr wichtigen Teil seines Tauchkurses, den Nahkampf mit dem weissen Hai…
Herzliche Grüsse von der anderen Seite der Welt senden
Barbara und André
P.S von André: Auf dem einen Foto seht ihr unseren Vulkan-Guide. Auf seiner Schulter trägt er ein Buschmesser mit einem glimmenden Stück Holz dran, welches er immer kurz vor dem Auslöschen ersetzt. Auf meine Frage nach dem Warum antwortet er, dass Streichhölzer fuer ihn als Raucher viel zu teuer sind. Er baut sich sogar seinen eigenen Tabak an, ein wahrer Selbstversorger also… 🙂